Samstag, 6. Februar 2010

Zachhuber – fragwürdiges Saisonziel unterboten.

Im Sommer 2009 verlängerte der F.C. Hansa Rostock den Vertrag des Cheftrainers Andreas Zachhuber. Nach einer guten Rückrunde hatte dieser es geschafft, den am Boden liegenden Verein vor dem Abstieg zu retten – zum wiederholten Mal, nachdem ihm dies bereits 1999 und 2000 in der ersten Liga gelungen waren.
Doch es gab bereits bei der Vertragsverlängerung kritische Stimmen. Ist Zachhuber der richtige Mann, um eine Mannschaft aufzubauen, nach oben zu führen? Zweifel daran waren gerechtfertigt. So sehr er als Retter brillierte und seine Art dafür wie geschaffen zu sein scheint, so klar ersichtlich war es doch auch, dass er es in der Saison 99/00 schon nicht geschafft hatte, nach einer miserablen Saison eine Mannschaft zu formen, die erfolgreicher auftreten konnte.
Daher wurden bereits im Sommer 2009 Stimmen laut, die einen Abschied Zachhubers forderten. Oftmals wurde diesen Undankbarkeit vorgeworfen.
Nun steht der F.C. Hansa Rostock Anfang Februar 2010 auf Platz 15. Der Abstand zum Relegationsplatz beträgt 6 Punkte. Sollte das nächste Spiel gegen Koblenz verloren werden, und aus dem Nachholespiel gegen Union ebenfalls keine Punkte resultieren, stünde der FCH 3 Punkte vor dem Relegationsplatz – ein Szenario, welches nach den Leistungen gegen München und Oberhausen nicht unrealistisch erscheint.
Vor der Saison wurde beim F.C. Hansa Rostock tief gestapelt. Platz 8-12 wurde als Saisonziel ausgegeben. Ein Ziel, mit dem sich kaum ein Fan anfreunden konnte. Ein halbes Jahr später bleibt festzustellen, dass selbst dieses Saisonziel offensichtlich nicht erreicht werden kann. Mit einem Kader, welcher komplett nach den Wünschen von Andreas Zachhuber zusammengestellt, und in der Winterpause abermals verstärkt wurde. Mit Spielern, die noch in Liga Eins zu den Hoffnungsträgern gehörten. Mit einem der höchsten Etats der zweiten Liga – 15 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der Etat des 1. FC Kaiserslautern beträgt 8 Millionen Euro.
Doch auch andere Fragen wirft der Trainer Zachhuber auf:
In der Winterpause wird ein neuer Stürmer verpflichtet – Gardar Jóhannsson. Bei seiner Vorstellung wurden seine Stärken benannt. Er könne Bälle gut annehmen, kontrollieren und ablegen. Am erfolgreichsten war er in Norwegen als Teil einer Doppelspitze. Warum wird er dann von Zachhuber in das 4-5-1 gepresst – ein System, welches in der gesamten Saison schon nicht funktionierte?
In der Winterpause wird Zachhuber auf Martin Retov angesprochen. Seine Aussage: "„Martin Retov ist unser Kapitän, wir brauchen ihn und ich plane weiter mit ihm". Wenige Wochen später findet man Retov auf der Tribüne wieder. Zachhuber beschwört das "Leistungsprinzip", und ernennt Bülow trotz einiger Fehler zum Kapitän. Orestes bleibt ohne jede Chance draußen. Kroos wird für das gute Training gelobt – und versauert auf der Bank. Bartels zeigt gegen RWO eine Reaktion, zeigt durch seine Emotionalität, dass er bei der Sache ist, dass Hansa ihm am Herzen liegt.
Doch wie reagiert Andreas Zachhuber? Wie schon so oft pickt er sich in der Öffentlichkeit einen Schuldigen heraus, um von seiner Person abzulenken, und einen Sündenbock zu präsentieren. Erst Orestes, Bartels, Retov. Man darf gespannt sein, wen sich AZ als nächstes aussucht, um eine leider mittlerweile offensichtliche soziale Unfähigkeit zu unterstreichen. Selbstkritik ist ihm ein Fremdwort. Ein Rücktritt wie den des Trainers Luginger in Oberhausen ist von Zachhuber nicht zu erwarten. Für die fehlende Spielkultur, schlechte Standards, unverständliche Aufstellungen und Auswechslungen, die schlechte Punktausbeute, die fehlende Weiterentwicklung von Spielern sind einzig die Spieler Schuld, nicht aber die die sie verpflichten, ihnen langfristige Verträge geben, sie aufstellen und trainieren?
Andreas Zachhuber lebt in den Medien und bei einigen Fans noch immer von dem Bonus der vergangenen Saison. Doch sowenig, wie er heute auf dem Platz steht, stand er es in der letzten Saison. Spieler wie Retov, Bartels und Fillinger hatten entscheidenden Anteil am Klassenerhalt – warum wird ihnen nicht dieser Bonus gewährt?
Kurzum: Das Konsolidierungsjahr 09/10 ist verschenkt. Wenn Zachhuber weiter "arbeiten" darf, ist die weitere Entwicklung abzusehen: Im Sommer werden uns die einstigen Hoffnungsträger Orestes, Bartels, Fillinger und Retov verlassen müssen. Der Vereinswechsel wird ihnen nahe gelegt, und sie dürfen gegen eine Abfindung den Verein verlassen, genau wie Myntti, Rathgeb, Gledson. Fußball mit einer spielerischen Komponente wird es beim F.C. Hansa nicht mehr geben, und die Ansprüche werden dauerhaft auf die untere Tabellenhälfte runtergeschraubt, damit es leicht bleibt, sie zu erreichen. Damit sich keiner verantworten muss. Und wenn es wie in dieser Saison dann sogar verfehlt wird, ein lächerliches Saisonziel zu erreichen, werden eben zum wiederholten Mal die Spieler ausgetauscht.
Kann es das sein? Für den F.C. Hansa Rostock? Das Aushängeschild Mecklenburg-Vorpommerns in über 10 Jahren Erstligafußball?
Herr Zachhuber verdient noch genau eine, letzte Chance - das nächste Spiel. Gegen Koblenz muss gewonnen werden - und zwar ÜBERZEUGEND! Es reicht kein Glückssieg. Ein ordentlicher Sieg nach überzeugender Leistung.
Diese Woche muss er sich vollkommen hinter die Mannschaft stellen. Die Spieler aufbauen. Ihr gegenüber auch selbstkritisch auftreten.
Sollte dies nicht passieren, müssen Fans, Vorstand und vor allem Andreas Zachhuber selbst endlich einsehen, dass es nun Zeit ist, den Platz frei zu machen. Dirk Grabow und René Rydlewicz müssen den Mut haben, einzuschreiten. Sie dürfen keinesfalls im Verdacht bleiben, an Zachhuber nur aus Freundschaft festzuhalten. Nur an ihm festzuhalten, damit ihr eigenes Kartenhaus der vereinsinternen Macht nicht zusammenbricht. Nur ein mutiger Schritt kann dem Verein helfen. Nur ein mutiger Schritt kann zeigen, dass dieser, unser Verein nicht komplett im Mittelmaß, Selbstzufriedenheit und Vetternwirtschaft verendet ist.

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